Sitzung: 03.07.2019 Ver- und Entsorgungsausschuss
Das Ergebnis der in 2016/2017 erstellten Machbarkeitsstudie über die
Möglichkeiten der Elimination der Mikroschadstoffe zeigt auf, das für die Kläranlage
Osterwick eine weitere Reinigungsstufe sinnvoll sei, um den Zustand des
Gewässers „Varlarer Mühlenbach“ zu verbessern.
In den vergangenen Ausschusssitzungen der Gemeinde Rosendahl wurde
mehrfach die Einführung einer vierten Reinigungsstufe angesprochen.
Auf der Hauptkläranlage in Dülmen wurde in 2015 die 4. Reinigungsstufe
mittels Aktivkohle in Betrieb genommen. Dies hat der Ver- und
Entsorgungsausschuss zum Anlass genommen, die Kläranlage in Dülmen zu besichtigen
und sich zu informieren.
Nach Anfahrt per PKW werden die Ausschussmitglieder und interessierte
Ratsmitglieder um 18.00 Uhr auf dem Kläranlagengelände Dülmen von Herrn
Wissing, Leiter der Kläranlage, und Herrn Lyko empfangen und in den Besprechungsraum
der Kläranlage geführt.
Ausschussvorsitzender Schulze Baek und Bürgermeister Gottheil begrüßen
die Erschienen und bedanken sich im Voraus für die Vorstellung der Kläranlage
und übergeben das Wort an Herrn Wissing.
Herr Wissing stellt zunächst sich und seinen Aufgabenbereich vor. Die
Kläranlage Dülmen wird vom Lippeverband betrieben. Herr Lyko und er selbst sind
Mitarbeiter des Lippeverbandes. Dieser betreibt aktuell rd. 58 bis 60
Kläranlagen. Die Kläranlage Dülmen ist für 55.000 EW ausgebaut.
Auf einem Monitor zeigt Herr Wissing den Ablauf des gesamten
Kläranlagenbetriebes und insbesondere die Funktion der 4. Reinigungsstufe auf.
Hierbei handelt es sich um eine Aktivkohleanlage. Anhand der Bildaufzeichnung
wird der Reinigungsweg vom Zulauf unter Zugabe von Pulverkohle mit Fällmittel
u. Flockungsmittel, über Absetzbecken und Filtration durchgeführt, um dann als
Spülwasser in den Tiberbach einzuleiten. Die Restkohle wird über die
Schlammentwässerung der Schlammentsorgung zugeführt und dann zur Verbrennung
gebracht.
Hierzu erläutert Herr Lyko, der diese Maßnahme im Bereich des
Projektmanagements begleitete, dass hiernach ca. 80 % - 90 % der Spurenstoffe
aus dem Abwasser entfernt werden. Die 4. Reinigungsstufe mittels
Aktivkohlebehandlung sei für die Kläranlage Dülmen besonders wichtig, da das
Wasser aus der Kläranlage über den Tiberbach in das Trinkwassergewinnungsgebiet
der Halterner Stauseen fließt. Die Aktivkohlebehandlung sei ein gängiges
Verfahren zur Elimination von Medikamentenresten, Röntgenkontrastmitteln und
anderen Spurenstoffen aus dem Abwasser. Die Kosten für die Erweiterung der
Kläranlage um die 4. Reinigungsstufe beliefen sich auf rd. 3,8 Mio. €, welche
zu 70 % vom Land NRW finanziert und weiteren 25 % aus Mitteln der EU gefördert
wurde.
Auf die Frage von Herrn Schulze Baek, inwieweit welche Stoffe durch die
Aktivkohlebehandlung abgebaut werden, antwortete Herr Lyko, dass die
Aktivkohlebehandlung nur eine Verbesserung der chemischen Qualität bewirke,
nicht aber die klassischen Stoffe (z.B. Phosphor) bereinige.
Herr Mensing erkundigt sich danach, ob die abgebauten Stoffe messbar
seien. Hierauf antwortet Herr Lyko, dass diese über die Fracht gemessen würden.
Ausschussmitglied Rahsing möchte wissen, ob auch Antibiotika
herausgefiltert werden.
Fraktionsvorsitzender Mensing erkundigt sich, wie hoch der
Kohleverbrauch im Jahr sei.
Hierzu berichtet Herr Wissing, dass ca. 70 to Kohle im Jahr verbraucht
würden. Zurzeit komme die eingesetzte Kohle (Steinkohle) aus China.
Herr Lyko führt aus, dass Antibiotika zu 70 % ausgeschieden würden und
die restlichen 30 % im Körper verblieben.
Die Betriebskosten (Energie) der Kläranlage Dülmen, so Herr Wissing,
hätten sich durch die zusätzliche Reinigungsstufe um ca. 10 bis 20 % erhöht.
Herr Lyko berichtet, dass in Deutschland rd. 9.000 Kläranlagen betrieben
würden, hiervon aber lediglich rd. 30 Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe
ausgestattet seien. Der Lippeverband betreibe mittlerweile 3 von den rd. 60
Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe, davon eine in Bad Sassendorf mit
Ozon.
Ausschussmitglied Herr Rahsing erkundigt sich, ob die Möglichkeit
bestehe, auch Mikroplastik aus den Abwässern herauszufiltern.
Herr Lyko führt aus, dass es für die Herausfilterung von Mikroplastiken
noch keine abgestimmte Methode gebe.
Herr Mensing erkundigt sich, welche Behandlung ein besseres Ergebnis
erziele.
Hierzu antwortet Herr Lyko, dass beide Methoden gleiche Ergebnisse
erzielten.
Herr Söller merkt an, dass mit dem Ausbau der 4. Reinigungsstufe in
Rosendahl noch etwas gewartet werden solle, um noch mehr Erfahrungswerte zu
erlangen. Weiterhin erkundigt er sich, ob es schon eine 5. Reinigungsstufe
gebe.
Technisch sei dies machbar, aber noch nicht bekannt, so Herr Lyko.
Bürgermeister Gottheil erkundigt sich, wie viele und welche Kläranlagen
außerhalb des Verbandsgebietes vom Lippeverband betreut würden.
Herr Wissing berichtet, dass der Lippeverband außerhalb des
Verbandsgebietes nur die Kläranlage Havixbeck betreibe und den Aufwand 1 : 1
mit Havixbeck abrechne.
Bürgermeister Gottheil erläutert, dass derzeit eine Kosten- und
Standortanalyse für die Gemeinde Rosendahl erarbeitet werde, ob zukünftig im
Gemeindegebiet weiterhin zwei Kläranlagen oder nur ein Kläranlage weiter
betrieben werden sollen. Anhand dieses Ergebnisses solle dann auch der Ausbau
der 4. Reinigungsstufe in betriebswirtschaftlicher Hinsicht, aber auch
bezüglich der Wasserqualität, betrachtet werden.
Hierzu bemerkt Herr Wissing, dass für den Betrieb einer 4.
Reinigungsstufe im Vergleich zum bisher üblichen Betrieb einer Kläranlage auch
ein Arbeitsplatz eines qualifizierten Facharbeiters für die Messtechnik
vorgesehen werden müsse.
Bürgermeister Gottheil bedankt sich für die ausführliche Darstellung und
Beantwortung der Fragen und bittet darum, den Besprechungsraum kurzzeitig für
die Erörterung eines TOP in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Ausschuss nutzen
zu dürfen.
Die Möglichkeit wird dem Ausschuss gegeben. Sodann verlassen die Herren
Wissing und Lyko den Raum.
Nach der Beratung werden die Ausschussmitglieder und interessierten Ratsmitglieder über das Gelände der Kläranlage Dülmen geführt.